Der Drang zur Seelenheimat

von Hayden Godfrey

Nie hatte ich solche Gelegenheiten wie diese, die ich seit neuem im zauberhaften Land meiner Seelenheimat bekam. Island, das Land der nordischen Götter, füllt mich mit einer eigentümlichen Freude, die mir exklusiv in dieser fabelhaften Nation entsteht. Oftmals bin ich zu dieser einsamen Insel im Nordatlantik gekommen, an der ich jedes Mal in mir entdecke, dass ich mich tiefer und tiefer in die Landschaft, Kultur und Sprache dieses Landes verliebe. Diese lebendige Landschaft überrascht mich laufend mit neuen Anlässen, die mich ständig begeistern, das Leben mit erneuter Lust zu genießen.

Fast habe ich diese surrealistische Kette von Erlebnissen verpasst. Ich stand eigentlich in der Schlange im Flughafen, als ich mich beschlossen habe, länger bei dieser unvergleichbaren Zauberei zu weilen. Jede Ecke in der Hauptstadt, Reykjavík, stellt eine lebendige Kultur dar. Es wäre grundsätzlich unmöglich, keiner Musik oder Kunst zu begegnen, wenn man Lust auf einen Spaziergang in dieser Hafenstadt hätte.

Wegen der Verschiebung meines Abschieds war ich dazu fähig, ein paar Konzerte bei Iceland Airwaves in der Stadtmitte von Reykjavík zu hören. Dieses Musikfest findet jedes Jahr in den Straßen dieses entfernten, isolierten Ortes statt und bringt ein großes, internationales Publikum zu dieser kalten, nassen Insel.

Außerhalb der Hauptstadt findet man eine unberührte Umwelt, der anderswo nicht gleicht. Ich wohne derzeit in einem kleinem Dorf an der südlichen Küste des Inselstaats. Von einer eisigen Ruhe bin ich umgeben und sie erlaubt mir, die Essenz dieser Gemeinschaft einzuatmen. Jeden Tag nähere ich mich weiter dem Geist dieses Lands, entweder durch meine Studien seiner altertümlichen Sprache oder durch zufällige Ereignisse im Laufe des Insellebens. Die frierende Kälte, von der Island seinen Namen bekommt, steht im Gegenteil zu den warmen Persönlichkeiten des isländischen Volks. In so einer kleinen Nation muss man einer Wärme verkörpern, die in anderen modernen Gesellschaften ausgestorben ist.

Es freut mich zu wissen, dass solche Gemeinschaften noch am Rand des Westens existieren. Ich finde diese stillen, wunderschönen Nächte wie das reine Quellwasser, dessen meine Seele bedarf, um in Ruhe einzuschlafen. In meiner Seelenheimat habe ich einen Frieden gefunden, obwohl diese vorzügliche Sensation vielleicht vorübergehend ist, weil ich vor Weihnachten wieder nach dem Land meines Geburts ziehen muss. Trotzdem muss ich gestehen, dass diese Vollkommenheit einfach entstanden ist, weil es ein unfreiwilliges Ende gibt. Gezwungen muss ich meinen Abschied nehmen, der um die Kräfte meiner Seele kämpft.

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