Geschlossene Türen

Ich schaue mich um...

Überall wo ich hingehe, da sehe ich Türen. Geschlossene Türen. Manchmal wird eine von denen offen gehalten, aber nur das kleinste bisschen. Ich werfe dann meinen müden Blick schnell durch die helle Spalte ins Zimmer und seine Gemütlichkeit strahlt daraus, mich umhüllend. Ich kann lächelnde Gesichter im heiteren Licht erkennen, sie winken mir zu und ich komme, ein Lächeln auf eigenem Gesicht werdend, aber bleibe kurz vor der Tür plötzlich stehen.

Ich zage. Ein etwas, ein unbestimmbares etwas hält mich zurück; treibt mich weg sogar! Ich bin schon da, direkt vor der Tür einer noch nicht erlebten Welt, aber hinein darf ich, kann ich, will ich nicht. Ich versuche es auch nicht einmal, meinen Fuß zwischen Tür und Türpfosten zu stecken, während sich die Tür langsam schließt. Die Lächeln auf allen Gesichtern sind schon längst verstorben. Ich kehre mich ruhig um und gehe fort, ohne zurückzuschauen. Ja, ich bleibe draußen.

›Es war nur eine Illusion‹, denke ich im Gehen, um mich selbst zu trösten. ›Die Tür müsste nicht offen gewesen sein‹. Ich kann mich aber nicht davon abhalten, darüber Gedanken zu machen, und mein Schritt verlangsamt sich. ›Da rein konnte ich nicht‹, ich beharre auf die Idee, aber die Neugier, den Willen, den Kopf umzudrehen um nochmal zu sehen, beherrsche ich nicht. Er beherrscht mich. Ich bin noch nicht so weit gegangen und kann noch die Geräusche im Zimmer hören. Das Licht, das vorher so gemütlich schien, kommt mir vorüber und blendet mich gemein.

Geärgert setze ich meinen Weg fort, das Zurückblicken bereuend; ›Ich wollte und ich will auch nie durch solch eine Tür, in solch einem Ort verweilen!‹ Einen jäh werdenden Stolz spüre ich in mir, aber er verschwindet bald wieder, als ich die früher versteckte Gemütlichkeit mir zurufen höre: »Verweile doch, du bist so schön!« und ich stocke, ich bleibe stehen. Der Teufel soll mich holen!

Nur mit Schwierigkeit gehe ich weiter, aber in Entschlossenheit verharre ich und ich setzte Fuß vor Fuß. Die fröhlichen Geräusche lösen sich auf in die dunkle Nacht und in Kurzem höre ich nur den hohl klopfenden, mir fast zu donnern scheinenden Laut meiner Schuhabsätze auf dem Firmament. Das Alleinsein eines Außenseiters geht in Einsamkeit über, in der die Freude gewaltig krepiert. Die einzige Trost, die mir übrigbleibt: ›Es ist zu spät‹. Der Schritt stockt und wird leiser; wie die Nacht gehe ich im hellen Nichts auf.

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