Das sterbende Handy

Ich schaue mich um...

Auf meinem Stuhl im Halbschlaf sitzend höre ich mein Handy plötzlich nach Hilfe rufen. Es stirbt! Der Notruf des Handys bringt mich zum Erwachen und ich stehe auf, ohne darüber nachzudenken, was ich machen soll, machen muss. Sein Klingelton nach dem Notarzt des Stroms verhallt im Zimmer und alles ist ganz still geworden. In meinem Kopf is es so klar wie fast nie, aber ich zögere. Das Sonnenlicht durch’s Fesnter ist blendend und ich kehre mich verwirrt blendend davon. Es hat noch nicht seinen letzten Atem gezogen, ich habe noch Zeit, aber ich weiß ebenfalls, dass ich handeln muss. Ruhe, die brauche ich doch auch. Das Akkukabel, wo ist’s? Und das Handy überhaupt?

Ich suche verstört nach beiden und finde keins. Wovon kam denn der Ton? Ich setzte mich wieder auf den Stuhl und versuche, die Situation wieder im Kopf durchgehen zu lassen, als es jäh wieder ausruft. Diesmal kann ich es unterbringen, es liegt im Kleiderschrank! Ich wende mich dem Schrank zu und reiße die Türe auf. Welche Jacke war es, die ich am gestrigen Abend trug? Ich blättere durch die hängenden Kleidungsstücke und pfrüfe jede Tasche. Nichts, nichts da, na mal wieder… Aha! In der inneren Tasche des blauen Sakkos hab‘ ich es gefunden. Aber kann es sein? Ist es, bin ich, zu spät? Ja, der Akku ist leer, es ist schon tot.

Das Kabel, wo ist es? Ich darf mein Handy gar nicht lange tot liegen lassen, denn alle meine Verbindungen zur äußeren Welt gehen über die Funken dieses Zaubergeräts. Ach, das verdammte Kabel, wo könnte es sein? Ich werfe Sachen aus dem Weg, vom Tisch, aus dem Schubladen – es muss doch irgendwo stecken, es hat keine eigenen Beine. Hinter Stiften, Papieren und anderem Kram entdecke ich das ersehnte Kabel und grabe ich es aus. Meine Hände zittern, als ich versuche, den Defibrillator ans Handy anzuschließen, und trotz meiner Aufregung klappt es endlich.

Jetzt nur noch eine Steckdose wird diese OP zu Ende bringen. Aber wo? Obwohl ich schon seit 2 Jahren in derselben Wohnung gewohnt habe, kommt mir alles wie fremd vor. »Wo?« Der Gedanke läuft in meinem leeren Kopf herum, gegen den Schädel wie klirrende Münzen. Die Zeit läuft ab, ich muss was finden – und wie ein Roboter beginne ich, den Couch aus dem Weg zu schieben. Mir wird langsam die Lage bewusst und ich schiebe noch eifriger. Mein Arm passt dahinten und ich fummele mit an dem Kabel. Mein Herz klopft mit Anregung, während ich auf ein Zeichen des Lebens vom Handy warte. Bitte! will ich laut schreien aber ich halte mich zurück. Der Bildschirm des Handys leuchtet auf und ich weiß, dass ich es geschafft habe. Endlich kann ich atmen und ich setzte mich mit tiefem Seufzer hin, zufrieden.

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