Stadt und das Problem mit Talent als Götze

Störung, Stadt, Gestaltung

In den Staaten eifern Städte seit zehn Jahren immer mehr um etwas Immaterielles. Stadtplanung-Trends haben neue Regeln für Lokalregierung hergestellt und diese Regeln schreiben vor, dass die wichtigste Ressource für Städte, die erfolgreich sein wollen, Talent sei. Auch auf Englisch könnte dieses Wort großgeschrieben werden, denn die Idee ist fast zur Ideologie geworden. Nach diesen Regeln suchen Städte nach Talent, weil sie wissen, dass nur Talent die größte, erfolgreichste Unternehmen anlocken können, um Reichtum zur Stadt zu bringen. Nach dieser Lehre ist das Streben nach städtischem Wohlstand sinnlos und unmöglich für Städte ohne Talent, ohne Menschen die von Pop-Stadtforscher Richard Florida das „creative class“ genannt wurde. Und es gibt auch ein Rezept, um diese Klasse zu ködern. Das „creative class“ will kreative, lebendige Kieze, mit Cafés, Restaurants, Musikszenen, Fahrradwegen und Begehbarkeit. Und auf der Suche nach diesen Personen haben zahlreiche Städte Aktionen unternommen, die ihre Kieze als kreative, coole Orte schildern und als Allheilmittel für städtische Probleme geführt werden.
Aber hier machen diese Städte drei große Fehler. Diese Idee ist attraktiv, weil es einfach und preiswert ist. „Rebranding“ mit kreativen Schlagwörtern ist einfacher als komplexe Probleme der Ungleichheit zu konfrontieren. Dort ist der erste Fehltritt – das Glauben, dass etwas Superfizielles tief verwurzelte Probleme ansprechen könnten. Zweitens, die Nachbarschaftsstimmung und das Ortgefühl, die Lokalregierungen schaffen wollen, können nicht artifiziell geschafft werden. Es kommt, wenn Menschen kommen, die eine Gemeinschaft fördern, nicht andersherum. Außerdem muss man auch fragen, wer schon in diesen Vierteln lebt, denn in Städten gibt es nie eine tabula rasa. Alles hat Geschichte, und wenn etwas neu gemacht wird, muss etwas Altes niedergerissen werden. Drittens ist der Glaube, den von vielen Wirtschaftswissenschaftlern, wie Professor Enrico Moretti in Berkeley, verbreitet wird, dass eine steigende Flut alle Boote hebt. Für Städte mit Talenthaufen, wie San Francisco, Seattle und Washington, D.C., wurde diese These völlig diskreditiert. Es stimmt, das die meisten Gehalten in solchen Städten mit Talent-Zustrom steigen, aber sie steigen nicht genug, um mit Lebensunterhalt Schritt zu halten.
Es stimmt, dass Städten ohne Talent nicht konkurrieren können. Lebensqualität in Städten hängt stark von der städtischen Wirtschaftlichkeit ab. Aber die Taktikphilosophie, die sagt, dass Städte all ihre Energie auf dieses Talentlocken ausgeben sollen, ist fehlerhaft. Es gibt keine Einzellösung für die historischen Herausforderungen, die immer noch mächtig gegenüber vielen Städten stehen. Je früher Stadtführungen das erkennen, desto effektiver können sie nach echtem Wohlstand streben.

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