Die Prinzessin und der Schneewald

Realitätsbewältingung

»Vor dem Reich gab es keinen Reichtum, weder Ordnung noch Wirtschaft: jetzt gibt es beides«, sagte dem Mädchen der Wachmann der Eisernen Tür. »Aber alles hängt davon ab, dass alle an ihrer Stelle bleiben, dass miese Gemeinen wie du nie vergessen, dass es das Volk des Westens war, das die Wüste zum blühen brachte«.

»Bei uns ist es immer grün gewesen«, antwortete das Mädchen. »Wir haben Apfelbäume und Olivenbäume, und Feigenbäume auch«. »Die Pest habt ihr, und Hexen, und die widerlichste Undankbarkeit noch dazu. Gleichwohl muss ich zugeben, dass du mir ein gesundes, keinen Zauber praktizierendes Mädchen scheinst, und somit lasse ich dich durch«.

Das Mädchen warf noch einen Blick auf die Schlange der leidenden Gemeinen inmitten der Wüste; eine Reihe, die bis zum Horizont erstreckte. Der Mann begann, mit einer Hand auf seinem Schwert, die große Tür aufzukurbeln. »Was für ein Glück, dass du dein Kopftuch mitgebracht hast«, lächelte der Mann. »Das Wetter ist ziemlich kühler jenseits der Grenze«.

Die Tür war gerade noch ein bisschen geöffnet. Das Mädchen blickte und blickte aber konnte nicht dadurch sehen. »Gehe durch, du Narr, oder faule mit den Ratten! Zurück, Ungeziefern!« brüllte der Mann und drohte den anderen mit dem Schwert. Das Mädchen atmete tief ein und den Schlüssel seiner Großmutter ergreifend, sprang es durch.
Im nächsten Moment fand es sich noch einmal mit dem Gesicht nach unten, diesmal aber im Schnee. So gewaltig wurde das Sonnenlicht vom Schnee zurückgeworfen, dass der Abglanz das Mädchen vorübergehend verblendete. Als es wieder sehen konnte und aufstieg, bemerkte es, dass der Wachmann und die Menschen und die Eisernen Tür neben der Wüste verschwunden waren. Es war von Bäumen – vielen Bäumen – einem verschneiten Wald – umgeben.

Das Mädchen war erschöpft und fiel zurück zum Boden. Für einen Moment genoss es die kalte Umarmung des pulvrigen weißen Schnees.

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